Beim Vorbohren wird ein Loch in das Holz mittels Bohrer gefertigt bevor die Schrauben verschraubt wird. Dieser Vorgang bietet viele Vorteile, aber auch ein paar Nachteile, die je nach Projekt abgewogen werden sollten.

Die Vorteile beim Vorbohren

vorgebohrtes LochDer erste, offensichtlichste, Vorteil ist die leichtere Verschraubung. Durch das vorgebohrte Loch ist die Richtung der Schraube bereits vorgeben, wodurch es nicht mehr passieren kann, dass sie „verläuft“, also leicht schräg verschraubt wird. Außerdem genügt ein geringerer Kraftaufwand beim Schraubvorgang, da durch das Bohrloch weniger Material von der Schraube verdrängt werden muss. Dies ist der Langlebigkeit der Schraube zuträglich.
Ein weiterer Vorteil ist die geringere Spannung innerhalb des Bauteils. Bei nicht vorgebohrten Schraubenköchern kann die Spreizung im Material dafür sorgen, dass sich Risse bilden oder Teile ausbrechen. Vor allem Plattenwerkstoffen, wie Spanplatten, MDF-Platten und OSB-Platten, oder auch Kunststoffplatten, sind dafür sehr anfällig. Bei Verschraubungen an Außenkanten kann dies ebenfalls besonders leicht passieren.

Die Nachteile beim Vorbohren

Der Zeitaufwand ein Bohrloch vorzubohren ist nicht zu vernachlässigen. Schließlich muss jedes Loch einzeln gefertigt werden, inklusive Werkzeugwechsel. Und die Kosten des Bohrers sind natürlich auch noch mit anzurechnen, selbst wenn diese relativ gering sind.

Womit vorbohren?

Um das Schraubenloch vorzubohren genügt ein handelsüblicher Holz- oder Universalbohrer. Der Durchmesser des Bohrers ist abhängig von der Holzart und von der Größe des Bohrlochs selbst.

Schraubengewinde-außendurchmesser Bohrdurchmesser Nadelholz Bohrdurchmesser Laubholz
3 mm 2 mm 2 mm
4 mm 2,5 mm 3 mm
4,5 mm 3 mm 3 mm
5 mm 3 mm 3,5 mm
6 mm 4 mm 4 mm
7 mm 4,5 mm 5 mm
8 mm 5 mm 6 mm
10 mm 6 mm 7 mm
12 mm 7 mm 8 mm

VorbohrenDie Bohrtiefe richtet sich nach der Länge der zu verschraubenden Schraube. Sie sollte etwa 2/3, bzw. 66 %, bis 3/4, bzw. 75 %, der Schraubenlänge betragen.
Die passende Tiefe lässt sich mit einem sogenannten „Tiefenanschlag“ am Bohrer sicherstellen. Er wird an der gewünschten Stelle am Bohrer befestigt und verhindert eine zu tiefe Bohrung. Als einfache Variante kann auch einfach ein Stück Kreppband, oder Ähnliches, an dem Bohrer geklebt werden.

Schraubenspitzen?

Zur Erleichterung des Arbeitsschrittes haben viele Schraubenhersteller Varianten im Angebot, die das Vorbohren überflüssig machen sollen. Es gibt Schrauben mit Schneidkerbe, Cutspitze, Bohrsegment oder Bohrspitzen. Anzumerken ist, dass diese Ausformungen der Spitzen nur für Weichholz gedacht sind und bei Harthölzern oder anderen Materialien oft nicht gut, oder gar nicht, funktionieren.

Tipps
Wenn zwei Holzplatten miteinander befestigt werden, sollte das Bohrloch in der oberen Platte sogar etwas größer als der Schraubengewindeaußendruchmesser sein. Der Schraubenkopf erzeugt hierbei den notwendigen Anpressdruck und die Platten werden aneinandergepresst.

Gibt es eine Ober- und Unterkonstruktion, so wird meist aus Festigkeitsgründen nur die Oberkonstruktion vorgebohrt, wie bei Terrassenschrauben üblich.

Fazit

Mit einem handelsüblichen Bohrer lassen sich Bohrlöcher vorbohren und so die Lebensdauer der Verbindung erhöhen. Besonders bei spröden Werkstoffen verhindert Vorbohren zusätzliche Kosten durch beschädigte Platten und Bretter.
Unsere Meinung: Wenn die Möglichkeit besteht empfehlen wir immer Vorzubohren. Der zusätzliche Zeitaufwand rechtfertigt die qualitativ bessere und langlebigere Verbindung.

Vorsenken

Beim Vorsenken wird eine Vertiefung für den Schraubenkopf in der Materialoberfläche gefertigt, sodass der Schraubenkopf bündig mit der Oberkante des Werkstücks abschließt.

Die Vorteile beim Vorsenken:

Vorgebortes und vorgesenktes Loch mit SchraubeDer offensichtlichste Pluspunkt ist die Optik der Oberfläche. Beispielsweise würde niemand bei einer Holzterrasse oder Möbelstück die Schraubenköpfe herausragen sehen wollen. Des Weiteren wird die Verletzungsgefahr erheblich verringert, da es keine herausragenden Kanten gibt.
Wird eine Schraube im Material ohne Vorsenken bündig eingedreht, splittern die Fasern am Rand des Schraubenkopfes oft auf und das Material wird gepresst / gestaucht. Das vermindert unter Umständen die Langlebigkeit erheblich, wenn z. B.: Wasser leichter über diese Stellen eindringen kann. Bei weichem Schraubenmaterial, z. B.: Edelstahl, kann zudem bei zu hohem Druck der Schraubenkopf abreißen.
Bei Vollholz und Plattenwerkstoffen wird durch das Vorbohren die Gefahr vermindert, dass Teile neben dem Schraubenkopf ausbrechen können. Kunststoffplatten neigen weniger zu brechen oder Risse zu bekommen.

Die Nachteile beim Vorsenken:

Jedes Schraubenloch vorzusenken bedeutet einen hohen Zeitaufwand. Zudem ist ein weiteres Werkzeug notwendig welches weitere Kosten verursacht.

Womit vorsenken?

SenkerUm eine Senkung herstellen zu können wird ein „Senker“ benötigt, der in mehreren Variationen verfügbar ist. Eine Ausführung ist der praktische Handsenker, für den kein Strom benötigt wird. Er hat die Form eines kleinen Schraubenausdrehers mit einer speziellen Senkerspitze. Die Spitze wird in das Bohrloch gesteckt und mit leichtem Druck gedreht bis die gewünschte Senktiefe erreicht ist. Als Alternative gibt es einen Maschinensenker, der nach demselben Prinzip funktioniert, allerdings in einem Akkubohrer oder Bohrmaschine befestigt wird.
Eine nützliche Sonderform ist der „Aufstecksenker“ oder ein „Bohrsenker“. Damit lässt sich nicht nur der Schraubenkopf senken, sondern gleichzeitig ein Bohrloch zum Vorsenken herstellen. Durch die Verbindung der beiden Arbeitsschritte kann viel Zeit eingespart werden.

Fräsrippen?

Einige Schrauben weisen auf der Unterseite des Kopfes kleine Erhöhungen auf, auch als Fräsrippen bekannt. Sie sollen das Vorsenken überflüssig machen. Leider funktionieren diese Rippen relativ schlecht. Beim Verschrauben haben sie zu wenig Zeit und sind nicht scharf genug um einen Krater unter dem Schraubenkopf zu fräsen. Bei Weichholz mag das noch ausreichen, doch spätestens bei härteren Hölzern sind die Fräsrippen nutzlos.

Tipps
Die Tiefe und der Durchmesser des Senkkraters sollte minimal kleiner als die Maße des Schraubenkopfes sein, sofern die Schraube bündig mit der Materialoberfläche abschließen soll. Beim einschrauben der Schraube wird diese bündig eingeschraubt und erzeugt so den nötigen Druck um fest im Werkstück zu sitzen.

Fazit

Soll die Schraube sauber und bündig versenkt werden, ist das Vorsenken eine gute Möglichkeit die Langlebigkeit der Verbindung zu erhöhen und das Verletzungsrisiko zu vermindern.
Unsere Meinung: Trotz hohem Zeitaufwand lohnt sich das Vorsenken bei vielen Konstruktionen, z. B.: bei Terrassendielen. Durch einen Bohrsenker lässt sich der Arbeitsschritt leicht mit dem Vorbohren erledigen.


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