Das Bohren einer Fliese zählt zu den gefürchtetsten Arbeiten eines Heimwerkers. Das liegt daran, dass es bei falscher Handhabung zu Rissen kommen kann oder Bruchstellen entstehen.
So eine Fliese ist auch nicht mal eben gewechselt und oftmals fehlt einfach der Ersatz, weil das Muster schon lange vom Markt genommen wurde.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag welche Dinge zu beachten sind und welche 3 Möglichkeiten es gibt, um ein sauberes und schnelles Ergebnis zu erzielen.
Fliesen werden häufig in Feuchträumen, wie in der Küche oder im Bad verlegt. Das hat auch seinen Grund, denn sie sind widerstandsfähig, nehmen kein Wasser auf, sind leicht zu reinigen und sehen gut aus.
Doch sie haben auch ihre Schattenseiten, die besonders dann zum Vorschein kommen, wenn man Löcher darin anfertigen will, oder muss. Da die meisten Fliesen zum Großteil aus gebranntem Ton bestehen, brechen sie eben sehr leicht.
Glücklicherweise gibt es inzwischen spezielle Bohrer und kleine Tricks, die diese Arbeit wesentlich einfacher machen.
Benötigtes Werkzeug
Bevor man loslegen kann, müssen zuerst alle wichtigen Werkzeuge bereit gelegt werden. Dazu gehören:
- Schlagbohrmaschine oder Bohrhammer (falls nichts anderes vorhanden, Bohrmaschine): Eine abschaltbare Schlagfunktion sollte vorhanden sein.
- Wasserbehälter mit Wasser: Wird der Bohrer zu heiß, muss er abgekühlt werden.
- Fliesenbohrer / Glasbohrer / Steinbohrer: Hiermit wird das Loch in die Fliese gebohrt.
- Strom-, Wasser-, Multifunktionsdetektor: Damit lassen sich Wasserleitungen oder Stromkabel unter dem Putz ausfindig machen.
- Stift zum Markieren (Bleistift, Filzstift, Marker): Sie haften selbst auf der Fliese und lassen sich später einfach entfernen.
- Durchsichtiges Klebeband oder Kreppband: Ist in jedem Haushalt zu finden. Ideal wäre eine Breite von etwa 3-4 cm, ein schmaleres Band tut es aber auch.
- Hammer: Er wird beim Ankörnen verwendet um der Anreißnadel leichte Schlage zu versetzen.
- Spitzer Nagel oder Schraube / Anreißnadel: Er / Sie wird zum Ankörnen verwendet.
Allgemeine Tipps
Vorsicht ist die Mutter der Porzellanfliese
Bevor ihr mit der Bohrung beginnt, sollte man sich sicher sein, dass hinter der Fliese keine Stromleitung oder ein Wasserrohr entlang läuft. Im Normalfall kann man die Lage von Rohren im Bauplan einsehen.
Sollte das nicht möglich oder zu aufwendig sein, kann alternativ auch ein sogenannter Multifunktionsdetektor verwendet werden. Er wird einfach über die gewünschte Stelle gehalten und schon signalisiert einem das Gerät ob die Gegend rein ist oder nicht.
Zwischen den Fliesen
Solltet ihr nur ein kleines Loch benötigen, ist es am besten direkt in den Fugen zwischen den Fließen zu bohren. Dabei sollte aber immer mit Vorsicht gearbeitet werden, da man dabei leicht zwei, im schlimmsten Fall sogar vier, Fließen beschädigt.
…dass man in Mietwohnungen die Erlaubnis des Vermieters benötigt, um Fliesen anbohren zu dürfen? Besonders beim Auszug aus der Wohnung können so unschöne Auseinandersetzungen entstehen, die sich im Vorhinein hätten verhindern lassen.
Bohrmaschineneinstellungen
Fliesen sind sehr spröde und brechen leicht. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Schlagfunktion des Bohrschraubers ausgeschaltet ist und alle Arbeitsschritte mit einer niedrigen Drehzahl durchgeführt werden.
Sollte der Bohrer zu warm werden, muss er immer wieder mit Wasser abgekühlt werden.
Bohren mit dem Steinbohrer
Schritt 1: Anzeichnen
Als erster Schritt muss die Stelle markiert werden, wo später das Bohrloch entstehen soll. Dazu reicht schon ein kleiner Punkt oder ein Kreuz mit einem Filz- oder Bleistift aus.
Diese Markierung kann nach vollbrachter Arbeit wieder weggewischt werden. Bei Bleistiftlinien reicht oft der Finger aus, bei einer Filzstiftlinie genügt ein angefeuchtetes Tuch.
Schritt 2: Ankörnen
Sobald das Bohrloch angezeichnet ist, wird die Fliese angekörnt. Die kleine Vertiefung hilft dabei, den Bohrer zu zentrieren. Dazu setzt man die Spitze der Nadel auf die markierte Stelle und versetzt ihr leichte, vorsichtige Schläge mit dem Hammer.
Bei dem Vorgang ist viel Gefühl gefragt. Falls keine Anreißnadel zur Hand ist, tut es aber auch ein spitzer Nagel oder eine spitzen Schraube.
Schritt 3: Abkleben
Um auf Nummer sicher zu gehen, kommt anschließend das ca. 3-4 cm breite, durchsichtige Klebeband ins Spiel. Es wird über die Markierung geklebt und verhindert so, dass der Rand des Bohrloches nicht abplatzt und der Bohrer nicht so leicht verrutscht.
Sollte das Klebeband schmaler sein, kann es einfach einige male nebeneinander geklebt werden. Der Rand sollte sich dabei etwas überlappen.
Statt einem durchsichtigen Klebeband kann man natürlich auch Kreppband verwenden. Das hat den Vorteil, dass die Markierung direkt auf dem Kreppband gemacht werden kann und keine nachträgliche Reinigung der Oberfläche notwendig ist. Geübte Fliesenbohrmeister können auf das Klebeband verzichten.
Schritt 4: Bohren
Jetzt beginnt die eigentliche Bohrung. Dafür verwenden wir als erstes den Steinbohrer. Dieser wird in die Schlagbohrmaschine gespannt und mit der Spitze an die gekörnte Stelle gesetzt. Beim Bohren ist Vorsicht geboten! Zu hoher Anpressdruck oder eine zu hohe Drehzahl können die Fliese beschädigen. Deshalb sollte die Maschinen auf die geringste Drehzahl gestellt werden.
Sollte keine Drehzahlregulierung möglich sein, kann alternativ der Einschaltknopf immer wieder nur kurz gedrückt werden. Außerdem sollte immer wieder die Temperatur des Bohrers überprüft werden. Bei zu hohen Temperaturen kann es sonst passieren, dass dieser ausglüht und seine Härte verliert. Das bereitgestellte Wasser sorgt bei zu viel Hitze für Abkühlung.
Nachdem die Glasur der Fliese durchbrochen ist, kann die Schlagfunktion des Schlagbohrers wieder eingeschaltet werden. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn durch die Schläge der Maschine kann beim unbeabsichtigten Verdrehen des Bohrers immer noch die Bohrlochkante in der Fliese beschädigt werden.
Schritt 5: Fertiges Ergebnis
Wenn die benötigte Tiefe erreicht ist, kann das Klebeband wieder entfernt werden. Darunter sollte sich jetzt ein kreisrundes Bohrloch befinden.
Eventuell vorhandener Staub im Bohrloch, wird einfach mit einem Staubsauger entfernt.
Bohren mit dem Fliesenbohrer
Die Vorgehensweise mit einem Fliesenbohrer ist dieselbe wie mit einem Steinbohrer. Der Unterschied zwischen den Bohrwerkzeugen ist, dass der Fliesenbohrer eine geschärfte Schneide hat und etwas spitzer ist. Dadurch fällt es einem leichter, die harte Glasur einer Fliese zu durchbohren.
Auch hier muss auf die Drehzahl und den Druck geachtet werden. Sobald die Fliese durchbohrt ist, sollte auf einen Steinbohrer gewechselt werden, da die Schneide des Bohrers durch das Mauerwerk sonst zu schnell stumpf wird.
Bohren mit dem Glasbohrer
Die einfachste und sicherste Möglichkeit ein Loch in eine Fliese zu bohren ist Verwendung eines Glas- bzw. Keramikbohrers. Die Schneide ähnelt einem Speer und hat eine scharfe Spitze.
Wie auch beim Fliesenbohrer, wird hier dieselbe Vorgehensweise wie beim Steinbohrer angewandt: Markieren, Ankörnen, zur Sicherheit mit Klebeband abkleben und vorsichtig bohren.
Und auch hier gilt wieder: Sobald der Bohrer durch die Fliese gedrungen ist, wird der Steinbohrer zum Tiefenbohren verwendet. Sonst ist die Spitze schneller stumpf, als einem lieb ist.
Eigene Erfahrung
Bei unseren Bohrversuchen hat der Glasbohrer mit Abstand am besten Abgeschnitten. Innerhalb weniger Sekunden war das Bohrloch fertig und das, ohne Anstrengung und Beschädigung an der Fliese.
Dicht dahinter folgt der Fliesenbohrer. Schon bei den ersten Umdrehungen hat er sich in die Glasur geschnitten und kurz darauf durch die komplette Fliese gebohrt.
Der Steinbohrer dient eher als Notlösung, falls sich keiner der anderen erwähnten Bohrwerkzeuge in greifbarer Nähe befindet. Durch die stumpfen Schneiden hat die Bohrung wesentlich länger gedauert. Trotzdem kann man mit etwas Geduld ein perfektes Ergebnis erreichen.
Wie sind eure Erfahrungen im Bereich „Fliesen bohren“? Habt ihr möglicherweise noch ein paar geheime Tricks, die euch dabei helfen? Hinterlasst uns doch einen Kommentar und teilt uns eure Erfahrungen mit.
Hilfreich oder nicht? Wissenswert oder langweilig? Eure Meinung zählt. Sterne anklicken, fertig.
Das nenne ich mal einen schönen Artikel/Tutorial. Sehr pragmatisch geschrieben, so dass auch Laien sofort verstehen, was genau gemeint ist. Sehr schön.
Hallo Klauss,
vielen Dank für die Lorbeeren. Dann habe ich mein Ziel ja erreicht. 😉
Gruß,
Alexander Koprax
Da kann ich nur zustimmen! Echt gut verständlich!
Ziel erreicht gratuliere für die gute und Tolle Information
Super!!! Danke – werde diesen Blog weiter empfehlen!! Werde nun in Ruhe meine Natursteine bohren können!!!
Toller Blog mit sehr hilfreichen Hinweisen! Sehr zu empfehlen!!
Super, auch für mich als Frau gut zu verstehen, genau nach so einem Artikel hatte ich gesucht, vielen Dank, weiter so!
bohrlochesDer Beitrag ist sehr einleuchtend und auch fuer Laien leicht verstaendlich geschrieben,..Kompliment hierfuer!!
Allerdings moechte ich auf einen „Satzfehler“ unter Schritt 3 des Abschnitts „Bohren mit dem Steinbohrer hinweisen,..in dem es heisst, das Klebeband wird ueber die Markierung geklebt und VERHINDERT so, dass der Rand des Bohrloches NICHT abplatzt und der Bohrer NICHT so leicht abrutscht!! Als „bessere?“ Formulierung, moechte ich vorschlagen:
…geklebt, WAS verhindert, dass der Rand des Bohrlochs abplatzt, ODER der Bohrer leicht verrutscht!!
Ausserdem, wird mehrfach der Begriff „die Bohrung“ verwendet, was eigentlich – von der Aussage her – zutreffend waere, wenn man „nach“, aber nicht „in“, oder „durch“ etwas bohrt!!
Meines Erachtens waere hier die korrekte Formulierung „das Bohren“ zu verwenden,..also z.B. nicht „mit der BOHRUNG zu beginnen“,..sondern „MIT DEM BOHREN anzufangen“,…was
– wie ich meine richtger klingt!!
Bohrt man nicht rechts, links, über oder unter einem Schalter, Steckdose, Abzweigdose kann man sich diese Suchgeräte, die eh nichts taugen, sparen. Besser ist da immer noch der Sicherungsautomat. Wenn der auslößt, hat man getroffen.
Ob man da einen besonderen Bohrer benötigt ist mir nicht bekannt. Ich habe immer mit diesen roten Bohrmaschinen und Bohrer des gleichen Herstellers gearbeitet. Angezeichnet, angekörnt, geht auch mit dem Bohrer, ohne Schlag gebohrt, fertig. Nie mit einem kleineren Bohrer vorbohren, da die nächste Bohrergröße verkanntet. Also gleich volle Pulle.
Den Hinweis nicht mit kleinerem Bohrer vorzubohren finde ich super, danke. Wollte das fast tun, lasse es jetzt aber lieber bleiben.
Zitat von Gremme: „Allerdings moechte ich auf einen „Satzfehler“…
Es gibt doch immer wieder die typisch „Deutschen“ Besserwisser (Oberlehrer), die aber ansonsten nix, aber auch gar nix Drauf haben.
Sag mal, Ric Frey, geht’s noch? Der Mann hat inhaltlich weitgehend Recht und unterbreitet konstruktive Verbesserungsvorschläge. Du hingegen stänkerst.
Seh guter Artikel leicht verständlich.. hat mir sehr weitergeholfen, da ich gerade renoviere
ja, sehr schöner Artikel, aber ich möchte Euch sehr feste und gute Fliesen empfehlen und zwar von der Firma decorados, ich habe da Ziegelfliesen gekauft, und sie sind immer noch sehr schön, wohne ich da schon fast 7 Jahre lang. toll!
Eine Bekannte fragte neulich wie man eine Küchenrückwand befestigt. Da niemand richtig Bescheid wusste, ging sie zum Glaser. Der Fachmann hatte die Küchenrückwand recht schnell befestigt.
Vielen Dank für eine ausführliche Anleitung zur Fliesenbohrung. Gut zu wissen, dass ich die Erlaubnis vom Vermieter bekommen muss, um Fliesen anbohren zu dürfen. Der Vermieter kann auch sagen, ob keine Stromleitung hinter der Fliese läuft, denn ich brauche zwei Löcher genau neben der Steckdose.
Hey, ich finde den Beitrag spitze. Danke
Das freut uns, danke für das Lob 😉
Besten Dank für die Herangehensweise. Hätte es spontan mit hoher Drehzahl und wenig druck probiert. An Kühlung hätte ich auch nicht gedacht. Das Ergebnis mit dem Steinbohrer ist sehr zufriedenstellend.
Super Beitrag, kann mich den Vorrednern nur anschließen.
Offenbar stelle ich mich aber zu doof an. Ich versuche seit ner halben Stunde Löcher in den Fliesenspiegel meiner Küche zu bohren aber mehr als 2,5 Löcher sind nicht geworden.
Ich benutze den Bosch EasyImpact 550 und einen 8mm Glasbohrer von Wolfcraft. Die Hammerfunktion ist aus, die Drehzahl steuert man darüber wie weit man den Ein-Schalter rein drückt, was ich etwa bis zur Hälfte tue. Ich habe es aus Verzweiflung auch schon mit einer höheren Drehzahl probiert, hat auch nicht wirklich geholfen. Beim Anpressdruck habe ich mit fast gar keinem begonnen und mich langsam hoch gearbeitet, kaum ein Unterschied.
Egal was ich mache (sogar die Drehrichtung habe ich überprüft) ich komme nur quälend langsam vorwärts und es scheint schlimmer zu werden. Was mache ich falsch?
Hallo Merlin,
das ist aus der Ferne schwierig zu beurteilen. Aber vielleicht kommen wir der Sache etwas näher, wenn du noch mal ein paar Fragen beantwortest:
1) Weißt du aus welchem Steinzeug dein Fliesenspiegel besteht? Es gibt sehr harte Glasuren, die dann ím Vergleich auch schwerer zu bohren sind.
2) Hast du mit deinem Bohrer auch nur durch die Fliese gebohrt und dann auf einen Steinbohrer oder SDS-Bohrer gewechselt? Wie im Beitrag beschrieben, wird die Schneide des Bohrers durch das Mauerwerk nämlich sonst schnell stumpf.
3) Hast du den Bohrer gekühlt? Wenn die Schneiden zu heiß werden, kann es passieren, dass sie ausglühen. Sie werden dann bläulich dunkel und dann sind sie leider stumpf.
LG
Nicolai
Danke! Glasbohrer, niedrige Drehzahl, hat wunderbar geklappt!
Das Bild Nummer 3 ist falsch. xD Danke für gute Tipps!
Besten Dank für die Info! Wir haben korrigiert. 🙂
LG
Nicolai
Dieser ausführliche Artikel hat mir sofort die Bedenken genommen in die Fliesen meiner Mietwohnung zu bohren. Alle in mich herum haben mir Angst gemacht, das es zu gefährlich sei, ich womöglich großen Ärger mit meinem Vermieter bekommen würde wenn ich die Fliesen ruiniere…aber ich hab’s einfach gemacht. Mit einem extra für mein Vorhaben gekauften Glasbohrer war das aber alles gar kein Problem. Der neue Spiegelschrank hängt und mein Mann war schwer beeindruckt als er nach Hause kam (-: Traut euch!! Danke für diese detaillierte Beschreibung.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema kaputte Fliesen. Mein Onkel möchte sein Bad sehr individuell mit Fliesen gestalten und bringt diese mit Wasserstrahlschneiden in Form. Ein Experte für Wasserstrahlschneiden hat ihm genau erklärt, wie die Technologie für ihn nutzbar ist. Gut zu wissen, dass bei Bohrungen in Fliesen darauf zu achten ist, dass der Bohrer bei zu großer Wärmeentwicklung abgekühlt wird.