Wie der Name schon sagt, nimmt man Holzleim zum Verbinden von Holz oder Holzwerkstoffen, z.B. Spanplatten oder Holzfaserplatten. Man greift zu diesem Befestigungsmittel, wenn eine mechanische Befestigung, z.B. mit Schrauben, nicht möglich oder nicht gewünscht ist. Es gibt viele verschiedene Arten von Holzleim. Aber wo liegen die Unterschiede und wann benutze ich welchen?
Holzleime unterscheiden sich nach folgenden Merkmalen:
- Wasserbeständigkeit (Beanspruchungsgruppen)
- Verarbeitbarkeit (Aushärtezeit, z.B. Expressleim)
- Klebekraft
- Inhaltsstoffe
Wir konzentrieren uns auf die Wasserbeständigkeit und auf die Inhaltsstoffe.
Wasserbeständigkeit
Hier unterscheidet man 4 Beanspruchungsgruppen nach DIN/EN 204 (früher DIN 68602):
Beanspruchungsgruppe
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Innenbereich
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Außenbereich
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D1 (B1)
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Holzfeuchte max. 15 %, nur Trockenbereich |
nein |
D2 (B2)
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Gelegentliche kurze Wassereinwirkung, |
nein
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D3 (B3)
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Häufige kurze Wassereinwirkung, |
Ja, aber ohne direkte Bewitterung,
z.B. geschützter Bereich (konstruktiver Holzschutz) |
D4 (B4)
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Häufige und auch länger anhaltende Wassereinwirkung, |
Ja, auch mit direkter Bewitterung |
Gelegentlich wird D2 auch für feuchte Kellerräume als geeignet angesehen; wir raten hierbei im Einzelfall eher zu D3.
Leider findet man auf den Verpackungen vieler Leime keine Hinweise auf die Beanspruchungsgruppe, sondern nur indirekt, z.B. wasserfest. Es gibt Holzleime „wasserfest“ in den Beanspruchungsgruppen D3 und D4. Diese unterscheiden sich aber in der Wasserfestigkeit deutlich. Im Zweifel solltet ihr genauer auf die Produktbeschreibung achten oder nachfragen.
Inhaltsstoffe
Holzleime mit natürlichen Inhaltsstoffen
Die beiden bekanntesten sind
- Glutinleim aus tierischen Abfällen, z.B. Knochenleim oder Hautleim. Diese natürlichen Kleber sind meist als Granulat erhältlich, das mit Wasser aufgekocht wird und dann eine gallertartige Masse ergibt. Glutinleim wird außer zur Restaurierung alter Möbel, für Intarsienarbeiten oder beim Bau von Musikinstrumenten kaum noch eingesetzt.
- Kaseinleim beseht aus Kasein (ein Teil des Milcheiweißes) und gelöschtem Kalk. Kaseinleim ist wasserfest und sehr hitzebeständig.
Kleiner Tipp am Rande: Man kann Kaseinleim auch selber herstellen, indem man 4-5 Teile normalen Magerquark mit 1 Teil gelöschtem Kalk intensiv mischt.
Holzleime mit synthetischen Inhaltsstoffen
- Formaldehydharzleime
Diese enthalten das umstrittene Lösungsmittel Formaldehyd und werden z.B. industriell eingesetzt, etwa bei der Herstellung von Spanplatten oder im Bootsbau. Im Heimwerkerbereich spielen sie so gut wie keine Rolle. - Formalhehydarme Leime
Am bekanntesten ist hier der sogenannte Weißleim, ein formaldhydfreier, lösemittelfreier Dispersionsleim. Weißleim ist in flüssiger Form milchig-weiß und ist nach der Aushärtung transparent (klar). Dieses Klebemittel ist für Heimwerker die erste Wahl und wird auch von holzverarbeitenden Profis oft eingesetzt.
Von Dispersionsleim spricht man, weil das Bindemittel in Wasser nicht gelöst ist, sondern sehr fein verteilt (dispergiert) ist. Als Bindemittel findet man hier sehr häufig Polyvinylacetat, abgekürzt PVAc. Beim Aushärten wird das Wasser an den Werkstoff oder die Luft abgegeben und die Bindemittel-Moleküle verbinden sich zu einem festen Klebstoff, der transparent (klar) aushärtet.
Weißleim gibt es in allen Beanspruchungsgruppen, am meisten verbreitet sind allerdings D1 und D2, teilweise auch D3 („wasserfest“). Es gibt für D3-Leime spezielle Härter bzw. Vernetzer, um D4-Leim zu erhalten. Falls man diese Lösung wählt, sollte man den Härter unmittelbar vor Gebrauch zugeben und diese Mischung dann zügig verarbeiten.
Es gibt auch sogenannten Expressleim, der bereits nach wenigen Minuten aushärtet. Das ist praktisch, wenn man „über Kopf“ arbeitet oder sich die Montage mehrerer Werkstücke nicht über mehrere Tage hinziehen soll. Für das Verleimen lackierter Oberflächen gibt es speziellen Lackleim.
Noch ein wichtiger Punkt: Bei öl- oder stark harzhaltigen Tropenhölzern eignet sich Weißleim nicht so gut, weil der Leim nicht in das Holz eindringt. Durch Anschleifen oder Abhobeln der zu verklebenden Oberfläche erzielt man bessere Ergebnisse. Falls möglich, solltet ihr einen Klebeversuch durchführen. - Polyurethanleime (PU- oder PUR-Leime)
Diese Leime sind wasserfest (D4) und kleben viele Materialien, nicht nur Holz. Bei der Verarbeitung ist auf gute Lüftung und Schutzmaßnahmen zu achten. Diese Kleber werden aus rechtlichen Gründen nur an gewerbliche Anwender ausgegeben.
Ihr seht also, Leim ist nicht gleich Leim. Für fast alle Heimwerkerarbeiten eignet sich der populäre Weißleim sehr gut. Hier solltet ihr je nach Anwendung aber einen Blick auf die Beanspruchungsgruppe (D1 bis D4) werfen, damit der Leim im wahrsten Sinne hält was er verspricht.
Hilfreich oder nicht? Wissenswert oder langweilig? Eure Meinung zählt. Sterne anklicken, fertig.
Sehr schöne und hilfreiche Übersicht! Vor allem die Wasserbeständigkeit.
Praxisnaher,schöner Artikel.Kleine randständige Moserei: Umstritten heißt,daß meist irgendwo mal eine meist unqualifizierte Meinung geäußert wurde.Sonst wäre sie dem Autor ein Halbsatz wert.So werden nur irrationale Ängste verbreitet.Weglassen ist mehr.
Polyurethane kriegt man überall.Folgt man der Gebrauchsanweisung, sind sie nicht „umstritten“.Dafür sorgen die BGs.
Mit freundlichen Grüßen
D. Wolf
Hallo,
ich muss da leider widersprechen. Das „umstritten“ bezieht sich im Beitrag auf Formaldehyd, und leider gibt es dazu mehr als nur „…irgendwo..eine..meist unqalifizierte Meinung…“. Zu möglichen Nebenwirkungen von Formaldehyd gibt es hinreichend Fakten und Quellen. Wir wollen Formaldehyd nicht übermässig dramatisieren, aber umstritten ist dieser Stoff allemal. Darauf im Detail einzugehen, würde den Rahmen eines solchen Beitrags sprengen und lässt sich auch nicht in einem Halbsatz abhandeln. Dafür bitten wir um Verständnis.
Zu Polyurethanen: mag sein, dass es sie mancherorts „einfach so“ zu kaufen gibt. Fakt ist aber jedenfalls, dass es aus rechtlichen Gründen nur an Gewerbetreibende verkauft werden darf und Fakt ist auch, dass sich sehr viele Händler (quantifizieren können wir es nicht) daran halten.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Schulte Frankenfeld
Ja, Formaldehyd ist definitiv umstritten. Dazu gibt es im Netz genügend Informationen von seriösen Quellen
Entschuldigung,die Diskussion gehört nicht hier her. Trotzdem zur Klarstellung: Umstritten heißt nur mangelndes Wissen des Autors.Die dem Leser nicht nützt.Im konkreten Fall: Formaldehyd wird als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. WHO,EU BfR. Unumstritten.Meine Bemerkung sollte nur mehr Sicherheit beim Leser des vorzüglichen Blogs erzeugen.
Ev.Antwort an meine E-Mail-Adresse.dpwolf@gmx.de.
MfG
D.Wolf
Danke für den Artikel. Sehr gute Zusammenfassung.
Danke dass ihr den Artikel nicht geändert habt. Formaldehyde sind in in der Tat sehr umstritten. Ob das fundiert ist oder nicht weiß ich nicht, aber umstritten sind sie auf jeden Fall.
Auch habe ich auf der Arbeit ständig PU-Leim verwendet und privat habe ich ihn noch nirgens gesehen. Bei den PU-Leimen werden seit einigen Jahren immer Einmalhandschuhe mitgeliefert, sie werden also so ungefährlich nicht sein 😉
Privat auch zu kaufen sind andere PU-Allzweckkleber die für mich als Nicht-Kleberexperte von den Eigenschaften her subjektiv relativ ähnlich sind.
Zum Beispiel „SikaBond 545“. Offene Zeit (für Laien: die Zeit die man zur Verfügung hat die Werkstücke zusammen zu fügen) 40 Minuten. Bei Weissleim muss man sich schon etwas beeilen da die „offene Zeit“ nur 5 Minuten beträgt.
Ist die Verleimung komplizierter, reicht das nicht aus. Außerdem schäumt Sika 545 leicht auf und verleimt dadurch auch die nicht ganz so ebenen Oberflächen.
Aufgrund höherer Sicherheitsvorkehrungen ist dieser Leim nicht im Heimwerker-Sortiment der Baumärkte zu kriegen, sonder nur auf Bestellung (z.b. Norwegen)
Natürlich besteht weiterer Forschungsbedarf bei Formaldehyden, aber die Information wegzulassen dass sie umstritten sind, nur weil es ein sehr komplexes Thema ist, wäre nicht angebracht.
Es ist eine wichtige Zusatzinformation auf deren Grundlage man dann selbst weiter recherchieren kann.
Laut Umweltbundesamt können Formaldehyde Krebs erzeugen, siehe
https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/formaldehyd#textpart-2
Natürlich ist Erwin Thoma, ein Mensch, der eine Firma hat, die komplett formaldehydfreie Häuser baut keine objektive Quelle.
Aber Fakt ist, dass seine Kinder in einem Holzhaus sehr gesund waren und dann gesundheitliche Probleme bekamen, als sie in ein Haus oder einer Wohnung zogen, wo Spanplatten (inkl. Formaldehydausdünstungen) verbaut waren.
Nachdem sie die Spanplatten rausgerissen hatten, ging es den Kindern wieder besser.
Das war mit einer der Gründe, warum Erwin Thoma dann eben oben genannte Firma gegründet hatte. Quelle wäre hier ein Youtubevideo zwischen Ken Jebsen (KenFM) und Erwin Thoma, das sehr einfach zu finden ist.
Der kurze Begriff „umstritten“ in einem sehr guten Blogeintrag wird der Thematik mehr als gerecht würde ich sagen.
Ein sehr guter informativer Beitrag. Das Formaldehyd sehr ungesund ist gehört denke ich heute zur allgemeinen Bildung. Was ich aber sehr gut finde ist die Erklärung was ich wo gut einsetzen kann und vor allem für Veganer welcher Inhaltsstoffe standardmäßig wo eingesetzt wird. Das ist all leihe allgemein sehr scher zu erfahren. Vielen Dank