Es genügt schon ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit und schon ist es passiert: Ein Werkzeug rutscht aus der Hand und fällt genau mit einer spitzen Kante auf die fein säuberlich geschliffene Holzoberfläche.
Jetzt hilft nur noch das Werkstück zu entsorgen und die ganze Arbeit von vorne zu beginnen. Oder etwa doch nicht?
Für diese speziellen Beschädigungen an Holzoberflächen, -ecken oder -kanten eignet sich Holzkitt ausgezeichnet zur Reparatur. In jedem Baumarkt kann man ihn bekommen, aber dieser ist oft teuer, hat nicht die richtige Farbe und trocknet nach der Öffnung schnell aus.
Eine bessere und preiswertere Alternative ist der selbstgemachte Holzkitt. Wie dieser hergestellt wird und welche Vor- und Nachteile er hat, könnt ihr in diesem Blogbeitrag lesen.
Holzkitt eignet sich für kleine Beschädigungen in Holzoberflächen, wie zum Beispiel schmale Fugen, Rillen und Löcher, die repariert werden sollen.
Bei großen Rissen und ähnlichem muss die Stelle ausgebohrt werden und mit einem Holzdübel oder Stopfen verschlossen werden.
Der Kitt ist nach der Trocknung hart und unelastisch. Deshalb sollte er auf keinen Fall bei Dehnungsfugen eingesetzt werden.
Zur Herstellung genügen schon zwei Bestandteile: Ein Klebstoff, zum Beispiel Weißleim, und Sägemehl bzw. Holzstaub.
Der große Vorteil bei selbst hergestellten Holzkitt ist, dass die Farbe exakt mit dem Werkstück übereinstimmt. Zudem dunkelt die geflickte Stelle genau so nach, wie die Holzoberfläche, wodurch auch in einigen Jahren ein ebenmäßiges Bild besteht.
Wusstest du schon, …
… dass kleine Druckstellen, die die Oberfläche nicht beschädigt haben, mit einem Wassertropfen wieder repariert werden können. Das Wasser dringt in die Holzfasern ein und quellt diese auf, wodurch sie sich aufstellen und die Druckstelle verschwindet.
Beim Verdunsten des Wassers bleiben die Fasern in dieser Position und die Oberfläche kann weiter bearbeitet werden.
Benötigtes Material
- Schleifstaub / Sägemehl: Es dient zur Farbgebung und sollte aus der selben Holzart wie das Werkstück bestehen.
- Ein feines Sieb / Puderzuckersieb / Mehlsieb: Um den Holzstaub vor Verunreinigungen und größeren Holzstücken zu befreien.
- Schleifpapier: Hiermit werden die überstehenden Kittreste entfernt.
- Holzleim / Klebstoff: Er bindet die Staubkörner und verklebt sie am Holz.
- Kunststoffschale oder -becher: Darin werden die Komponenten gemischt. Metallgefäße könnten die Paste bei einigen Holzarten verfärben.
- Spachtel: Zum Auftragen des Kitts. Um bei gerbstoffreichen Hölzern eine Verfärbung zu verhindern, ist es besser wenn der Spachtel bei diesen Holzarten aus Kunststoff besteht.
Leimarten
In diesem Fall verwenden wir handelsüblichen Weißleim für die Kittherstellung. Der Nachteil bei diesem Leim ist, dass es nach der Aushärtung keine Öle und Beize annimmt, wodurch es bei der späteren Oberflächenbehandlung zu Problemen kommen kann.
Alternativ eignen sich noch einige andere Bindemittel:
- Knochenleim
- Fischleim
- Schellack
- PU-Leim oder PU basierende Klebstoffe
- Farbloser Nitrolack
- Einkomponenten Kittlösung aus dem Fachhandel
Die Farbgebung und Trockenzeit kann sich zwischen den einzelnen Klebern stark unterscheiden, weshalb ein Probeversuch an einem Abfallstück ratsam ist.
Herstellung und Verarbeitung
Schritt 1: Schleifstaub gewinnen
Schleifstaub und Sägemehl entsteht beim Bearbeiten von Holzwerkstoffen von ganz alleine. Es kann einfach in einem Behälter gesammelt werden um es bei Bedarf griffbereit zu haben. Sollte kein Schleifstaub anfallen ist es auch möglich, ein Holzbrett mit feinem Schleifpapier zu schleifen.
Eine gute Alternative zur Schleifstaubgewinnung ist der Staubsack eines Schwingschleifers. In ihm sammeln sich schnell große Mengen an, die sich ideal für den Kitt verwenden lassen.
Falls alle Stricke reißen, ist die Holzabteilung von Baumärkten eine gute Anlaufstelle. Im Zuschnitt fallen große Mengen Sägemehl an, die man auf Anfrage oft kostenlos erhält.
Falls sich im Schleifstaub grobe Stücke befinden, kommt jetzt das feine Sieb zum Einsatz. Dadurch lassen sich die feinen Körner ganz einfach aussieben und man bekommt später eine gleichmäßige und streichfähige Holzpaste.
Schritt 2: Holzkitt anrühren
Zu Beginn wird eine geringe Menge Holzleim in den Kunststoffbecher gefüllt. Nun gibt man immer wieder ein wenig Holzstaub hinzu und rührt die Bestandteile, bis der Kitt zäh und klebrig ist, vergleichbar mit Erdnussbutter oder Haselnusscreme.
Sollte zu wenig Leim verwendet werden, hält das Gemisch nicht am Holz. Zu viel Leim ist ebenfalls nicht ideal, da es so nicht deckend genug ist.
Am Besten wird immer nur so viel Holzkitt angemischt wie nötig, da er nach kurzer Zeit austrocknet und nicht mehr verwendbar ist. Um die Aushärtezeit etwas zu verlangsamen, kann er in einen luftdichten Behälter aufbewahrt werden.
Schritt 3: Beschädigungen auffüllen
Nachdem die Konsistenz stimmt, lässt sich der Kitt mit dem Spachtel auf das Loch auftragen.
Auch hier ist wichtig, dass das Material nicht aus Metall besteht wenn das Holz einen hohen Gerbstoffanteil hat. Sonst kann es vorkommen, dass der Schleifstaub, wie beispielsweise bei einer Eiche, sich dunkel verfärbt und nicht mehr zur gewünschten Holzfarbe passt.
Der Kitt sollte mehrmals über die Fläche gestrichen werden, um ihn auch in die Tiefe zu drücken.
Die überschüssige Paste wird zum Großteil mit dem Spachtel entfernt, um sich zusätzliche Arbeit beim späteren Schleifen zu ersparen.
Ist die Beschädigung ausgefüllt, heißt es warten bis der Holzkitt fertig austrocknet.
Schritt 4: Trocknung und Feinschliff
Die Trockenzeit kann sich je nach verwendetem Klebstoff und Größe der reparierten Stelle unterscheiden. Im Zweifelsfall sollte man zwischen 12 und 24 Stunden warten bis man mit dem nächsten Schritt beginnt.
Nachdem der Kitt vollständig ausgehärtet ist, müssen die Reste entfernt werden, um eine ebene Oberfläche zu erzielen. Für große Erhebungen eignet sich ein scharfes Stecheisen, die Feinheiten und die letzte Bearbeitung erfolgen mit dem Schleifpapier.
Fazit
Der selbst hergestellte Holzkitt ist nicht nur preisgünstig, sondern zudem schnell hergestellt und passend zur Holzfarbe.
So lassen sich kleine Holzfehler oder versehentliche Beschädigungen einfach entfernen, ohne dass man sie später erkennen kann.
Habt ihr schon einmal selbst Holzkitt hergestellt? Welchen Klebstoff verwendet ihr und wie sind eure Erfahrungen damit? Möglicherweise habt ihr auch einen guten Tipp, der die Arbeit vereinfacht. In den Kommentaren könnt ihr eure Erfahrungen mit uns und anderen Lesern teilen.
Hilfreich oder nicht? Wissenswert oder langweilig? Eure Meinung zählt. Sterne anklicken, fertig.
Hallo Alexander,
deine Anleitung wie man Holzkitt selbst herstellt gefällt mir gut. Das werde ich auch mal versuchen, um meinen Holzboden zu reparieren.
Hallo Volker,
das freut uns wenn dir der Beitrag gefällt. Berichte doch mal ob das mit deinem Holzfußboden geklappt hat.
Gruß
Kathrin Schuller
Hallo Kathrin,
ich habe den Holzkitt am Wochenende gemacht und die Anleitung ausprobiert. Habe zwar zwei Anläufe gebraucht, um die Konsistenz richtig hinzubekommen, aber dann hats super geklappt. Glücklicherweise hatte ich noch ein paar ungenutzte Reste vom Parkett daheim. So konnte ich den Schleifstaub aus dem selben Holz gewinnen.
Gruß, Volker
Vielen Dank für die Information und Tips. Klappt perfekt.
Einfach probiert und ich kann nur sagen: SPITZE – habe einen Riss im Drecheselgut gehabt.
Hallo!
Sehr schöner Selbermachtip!
Aber was ist, wenn man die Oberfläche hinterher ölen möchte? Funktioniert das mit irgendeiner anderen Sorte von Leim? Oder funktioniert es mit Holzkittlösung aus dem Fachhandel?
Hallo Heiko,
also bei der Verwendung von Weißleim als Bindemittel wird das Öl wohl abperlen.
Mit der Holzkittlösung sollte es aber funktionieren, da das Holz dabei saugfähig bleibt und das Öl von den Fasern aufgenommen werden kann. Da es aber so viele unterschiedliche Holzkittlösungen gibt, solltest du vorher einmal beim Kauf nachfragen.
Ich hoffe das hilft dir weiter.
Gruß
Kathrin
Weissleim und Öl vertragen sich nicht. Fischleim ist etwas besser. Allerdings feuert Öl je nach Holzart z.T. stark an. Der fischleimbasierte Schleifstaubkitt tut dies weniger. D.h. das Nachdunkeln muss mit einem dunkleren Kitt „antizipert“ werden. Ist eine Spielerei. Tests helfen.
Hallo Volker,
das klingt doch super. Freut mich wenn es so gut geklappt hat.
Es lohnt sich halt doch manchmal ein paar Reststücke vom Parkett aufzuheben ;).
Schönes Wochenende wünsche ich dir.
Gruß
Kathrin
Kenne den Effekt. Darum verwende ich in solchen Fällen „Hart-Wachs-Öl“ statt wasserlöslichen Holzleim. Funktioniert ausgezeichnet, die Reparaturstelle wird somit vorgeölt, statt versiegelt. Doch Achtung! Soll die Fläche anschließend mit farbigem Öl behandelt werden, entsteht mit dem farblosen Kitt ebenso eine Versiegelung, das Holz nimmt daher keine Farbpigmente an!
Ein wirklich guter und dazu preiswerter Tipp. Danke dafür.
Gruss Charlotte
Hallo,
das funktioniert gut. Geht das auch (naürlich mit wasserfestem Leim) für außen, z.B. bei Fenstern und Türen?
Danke!
MfG
W.B.
Hallo,
beim Bau von Holzobjekten, Möbeln etc. behalte ich immer schon beim Sägen und Schleifen, Sägmehl oder Schleifstaub auf, um es, sollte es notwendig sein, für Holzkitt zu verwenden.
So habe ich sicher denselben Farbton und dasselbe Holz für etwaige Reparaturarbeiten.
Fischleim wäre die beste Lösung, ist aber ob dem Geruch nicht jedermanns Sache. Vorteil ist, dass man diesen Holzkitt in einem Gefäß aufbewahren kann und somit immer wieder verwenden kann.
Gruss Roland
für innen habe ich tapetenkleister mit flüssigholz auf wasserbasis vermischt
kein problem bei 10 mm großen bohrungen.anschließend gebeizt u.lackiert.
Hallo, bei mir hat es nicht funktioniert. Der Farbton war immer nach der Trocknung zu dunkel, obwohl ich genau nach Anweisung den Holzkitt hergestellt habe. Zum anrühren habe ich Holzleim genommen.
Hi zusammen,
vielen Dank für den schönen Beitrag. Ich habe es ausprobiert und konnte tatsächlich das erste Mal selbst Holzkitt herstellen. Beim Bau von Holzobjekten habe ich nun etwas neues dazu gelernt.
LG
Uwe
Danke für den Beitrag und, dass darauf hingewiesen das bei späterem Ölen oder Beizen die Stelle nicht den Farbton der unbeschadigten Holzfläche annimmt. „Profis“ raten daher von dieser Methode ab, ich persönlich mache dies schon jahrelang so. Besser eine Farbungleichheit als ein Riss oder eine Macke in der Oberfläche. Und, Holz lebt und das zeichnet den Werkstoff ja aus. Ich stimme dieser Methode zu 100 % zu.
Habe nach dem Sägen an einem 4Kantholz ein Astloch an der Kante. Kann ich das auch mit diesem selbstgemachtem Holzkitt Füller?