Eine Feile hat bestimmt schon jeder von euch schon einmal in der Hand gehabt. Mit ihr lassen sich alle möglichen Werkstoffe bearbeiten, raue Flächen feilen oder scharfe Kanten brechen.

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind die Einkerbungen der Feile, die je nach Feilenart, unterschiedlich aussehen können und einen unterschiedlichen Effekt erzielen.

Wir erklären euch, wie diese Einkerbungen entstehen, welche Varianten es gibt und wofür diese am besten verwendet werden.

Die Vorderseite einer Feile wird Blatt genannt. Darauf befinden sich viele kleine Einkerbungen, die sogenannten Hiebe. Sie sorgen beim Feilvorgang für den Spanabtrag.

Schon bei der Fertigung der Feilenblätter gibt es Unterschiede. Die Hiebe können dabei eingehauen oder eingefräst sein. Sobald die Kerben im Blatt sind, werden die Feilen zusätzlich gehärtet.

Hiebfertigung

Gehauene Hiebe

Gehauene HiebeBei gehauenen Hieben werden die einzelnen Vertiefungen durch Verformung des Blattes in die Feile gebracht. Früher wurde dafür ein Hammer und ein Meißel verwendet und jeder Zahn einzeln angefertigt.

Heute passiert das natürlich maschinell. Durch die, bei diesem Vorgang, verwendete Schablone sind die einzelnen Zähne etwas gewölbt.

Sie haben einen negativen Spanwinkel, etwa -2% bis zu -15%. Dadurch schaben sie beim Arbeitsvorgang über den Untergrund und nehmen nur relativ wenig Material weg.

Wusstest du schon, …
… dass es im späten Mittelalter eine eigene Zunft namens Feilenhauer gab? Sie spezialisierte sich auf die Herstellung von Feilen. Dabei wurde jeder Hieb einzeln mit einem Hammer und einem Meißel in den Rohling geschlagen.

Gefräste Hiebe

Gefräste Hiebe

Gefräste Hiebe mit einem Spanwinkel von 16°

Gefräste Hiebe werden, wie der Name schon verrät, in das Blatt eingefräst.

Dadurch sind Zähne möglich, die einer Säge ähneln und einen positiven Spanwinkel aufweisen, der maximal bis zu +16% betragen kann.

Durch diese Form schneiden sie den Untergrund und eignen sich für einen schnellen Fortschritt.

Hiebformen

Nicht nur bei Herstellung der Hiebe gibt es Unterschiede, auch die Anordnung und Ausführung spielt eine wichtige Rolle.

Dabei wird zwischen Einhieb, Kreuzhieb und Raspelhieb unterschieden.

Einhieb

Der Einhieb ist die einfachste Ausführung. Dabei sind die Einkerbungen parallel zueinander angeordnet und können quer zum Blatt, leicht schräg oder wellenförmig verlaufen. Durch diese Anordnung wird die Spanabfuhr erleichtert.

Hiebform: EinhiebDiese Hiebform wird hauptsächlich bei weicheren Werkstoffen eingesetzt, beispielsweise Holz oder Zink. Sie eignet sich ebenfalls um stumpfe Sägen und andere Werkzeuge zu schärfen.

Kreuzhieb

Beim Kreuzhieb handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Einhiebs. Hierbei werden zuerst die einzelnen Hiebe leicht schräg, mit etwa 70° Neigung von der Blattachse, in das Blatt geschlagen. Diese Zähne werden Unterhieb genannt.

Anschließend folgt der Oberhieb, bei dem eine zweite Reihe von Zähnen in das Blatt geschlagen werden. Nur diesmal sind sie in die andere Richtung gedreht und haben circa 50° Neigung zur Achse. Der Oberhieb ist meist nicht ganz so tief und eng wie der Unterhieb.

Durch dieses Verfahren entstehen kleine Rautenzähne. Der Vorteil am Kreuzhieb ist, dass er nicht nur die Späne abtransportiert, sondern auch bricht. Unschöne Rillen im Untergrund werden somit verhindert.

Hiebform: KreuzhiebDer Kreuzhieb eignet sich für harte Werkstoffe, wie Hölzer, Kunststoffe und Metalle.

Raspelhieb

Der Raspelhieb ist eine besondere Hiebform, die auch als Pockenhieb bezeichnet wird. Dabei sind über das ganze Feilenblatt einzelne Zähne verteilt, die ähnlich wie ein Sägeschnitt funktionieren. Für Feilen mit Raspelhieb ist auch oft der Name Raspeln gebräuchlich.

Hiebform: RaspelhiebEr eignet sich für die schnelle und grobe Bearbeitung von Holz, Kunststoff, Gummi, Leder und Stein. Sie werden ebenfalls häufig beim Beschlagen von Pferdehufen eingesetzt um das Horn abzutragen.

Hiebzahl und Hiebnummer

Das letzte Einteilungskriterium ist der Abstand zwischen den einzelnen Hieben. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein enger Abstand für einen langsamen, aber feinen Spanabtrag sorgt, ein weiter hingegen für einen schnellen und gröberen Abtrag.

Zum einfacheren Verständnis hat man die einzelnen Abstände mit Hiebnummern und Hiebzahlen versehen und den Feilen zusätzlich einen besonderen Namen gegeben:

Hiebnummer
Hiebzahl
Feinheit / Grobheit
Feilenbezeichnung
0
~ 4,5-10
grob
Grobfeile / Doppelbastardfeile
1
~ 5-17
mittelgrob
Schruppfeile / Bastardfeile
2
~ 9-25
mittelfein
Halbschlichtfeile
3
~ 13-35
halbfein
Schlichtfeile
4
~ 25-50
fein
Doppelschlichtfeile
5
~ 35-71
sehr fein
Feinschlichtfeile

 

Hiebzahl

Die Hiebzahl lässt sich leicht erkennen. Sie gibt an, wie viele Hiebe sich auf einem Zentimeter in Längsrichtung des Blattes befinden. Je höher die Zahl ist, desto kleiner ist der Abstand zwischen den Kerben. Bei Raspelfeilen wird die Anzahl der Zähne pro cm² angegeben.

Hiebnummer

In der DIN 8349 ist die Hiebnummer definiert. Sie legt fest, wie viele möglichen Hiebzahlen sich auf dem Blatt befinden dürfen. Dabei wird immer von der Gesamtlänge der Feile ausgegangen.

Das hat aber leider einen Nachteil. Eine kurze Feile kann dadurch die selbe Hiebnummer wie eine doppelt so lange Feile haben, obwohl die Hiebzahl viel höher ist. Damit wird der Vergleich schwierig.

Feile mit Kreuzhieb

Zusammenfassung

Für jeden Verwendungszweck gibt es die ideale Feile. Dabei unterschieden sie sich nicht nur durch ihre Herstellungsmethode, auch die Anordnung und Form der Hiebe spielt eine große Rolle.

Bei der Richtigen Feilenwahl muss also immer das zu bearbeitende Material, die Hiebform, Hiebzahl und Hiebnummer beachtet werden. Stimmen alle Punkte überein, steht der perfekten Bearbeitung nichts mehr im Weg.


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