Auch wenn die Energiepreise momentan im Vergleich zu den Vorjahren eher niedrig sind – auf lange Sicht werden die Energiekosten wohl wieder steigen. Eine gute Dämmung von Gebäuden ist eine empfehlenswerte Methode, um Kosten zu sparen.
Ausserdem schreibt die EnEV 2014 (Energiesparverordnung im Rahmen der Energiewende) bestimmte energetische Massnahmen vor. Am weitesten verbreitet sind die Fassadendämmung, Dämmung des Dachgeschosses und die Dämmung im Trockenbau (Trennwände oder Dachschrägen).
Man spart also Energie – aber wie ist es eigentlich mit dem Brandschutz? Sind alle Dämmstoffe nicht-brennbar oder gibt es Unterschiede?
Baustoffklassen sorgen für Klarheit
Eine gute Orientierung bieten die Baustoffklassen der verschiedenen Dämmstoffe. Die deutsche Klassifizierung nach DIN 4102-1 ist immer noch sehr geläufig. Die europäische DIN EN 13501-1 hat die deutsche DIN inzwischen abgelöst. Sie unterscheidet mehr Klassen und berücksichtigt neben dem Brandverhalten auch die Rauchentwicklung und das brennende Abtropfen. Dabei werden folgende Eigenschaften unterschieden:
- Brandverhalten: von A1 (nicht brennbar) bis F (leicht entflammbar)
- Rauchentwicklung: s1 (geringe oder keine Rauchentwicklung) bis s3 (hohe Rauchentwicklung)
- Brennendes Abtropfen: von d0 (kein Abtropfen) bis d2 (starkes Abtropfen)
Die gute Nachricht zuerst: viele Dämmstoff sind nicht brennbar oder gelten als schwer entflammbar. Leider sind aber viele natürliche Dämmstoffe normal entflammbar. Ohne ergänzende Brandschutzmassnahmen hat man bei diesen Materialien also ein erhöhtes Risiko, falls es doch mal zu einem Brand kommen sollte.
Aber es gibt – wie könnte es anders sein – natürlich Unterschiede.
Folgende Dämmstoffe fallen beispielsweise unter die einzelnen Baustoffklassen:
Nicht brennbar
Das bedeutet: kein Beitrag zum Brand, in keiner Phase des Brandes. Nach „alter“ DIN A1, nach DIN EN ebenfalls A1.
Dazu zählen:
- Glaswolle
- Schaumglas
- Blähton
- Mineralschaum/Calciumsilikat (Platten aus Silizium- und Kalziumoxid)
Nicht brennbar, mit Anteilen aus brennbaren Baustoffen
Das bedeutet: vernachlässigbarer Beitrag zum Brand, nicht selbst endzündbar, d.h. leisten bei einem voll entwickelten Brand keinen wesentlichen Beitrag zum Brand. Nach „alter“ DIN A2, nach DIN EN ebenfalls A2 mit dem Zusatz s1, d0.
Dazu zählen:
- Steinwolle (oft auch als nicht brennbar eingestuft)
- Perlit (teilweise auch als nicht brennbar eingestuft)
Schwer entflammbar
Das bedeutet: sehr geringer Beitrag zum Brand, halten der Beanspruchung durch eine kleine Flamme stand, brennen nach Erlöschen des Feuers nicht selbstständig weiter. Nach „alter“ DIN B1, Nach DIN EN B – C, teilweise auch A2 in Verbindung mit Rauchentwicklung und brennendem Abtropfen.
Dazu zählen:
- Polystyrol, EPS (Styropor), XPS (je nach Ausführung teilweise auch als normal entflammbar eingestuft)
- Hartschaum, PUR, PIR (je nach Ausführung teilweise auch als normal entflammbar eingestuft)
- Holzwolle (keine „lose“ Holzwolle, sondern mit einem mineralischen Bindemittel zu Leichtbauplatten verarbeitet, mit verschiedenen Zusätzen)
- Kork (teilweise auch als normal entflammbar eingestuft)
Normal entflammbar
Das bedeutet: hinnehmbarer Beitrag zum Brand, halten der Beanspruchung durch eine kleine Flamme stand. Nach „alter“ DIN B2, nach DIN EN D und E, mit Rauchentwicklung, teilweise auch mit brennendem Abtropfen. Als normal entflammbar gelten fast alle nachwachsenden Dämmstoffe.
Dazu zählen:
- Zellulose
- Schafwolle
- Schilf
- Kokosfaser
- Seegras
- Hanf
- Flachs
- Holzfaser
Bei dieser Klassifikation geht es nur das Brandverhalten des Dämmstoffes selbst. Nicht berücksichtigt ist dabei das Brandverhalten des gesamten „Dämmaufbaus“ (z.B. Lattung). Leicht entflammbare Baustoffe (nach „alter“ DIN B3) dürfen seit 1979 im Bauwesen nicht mehr verwendet werden. Manche Anbieter von Dämmstoffen geben die jeweilige Brandschutzklasse (genauer: Baustoffklasse) an, aber leider nicht alle.
Fazit:
Mit mineralischen Dämmstoffen seid ihr brandschutzmässig immer auf der richtigen Seite. Dazu gehören Glaswolle, Schaumglas, Blähton, Mineralschaum und oft auch Steinwolle.
Synthetische Dämmstoffe werden oft als schwer entflammbar eingestuft, teilweise aber auch als normal entflammbar. Dazu gehören z.B. Polystyrol und Hartschaum. Bei diesen Dämmstoffen empfiehlt sich vor dem Kauf ein Blick auf die Brandschutzklasse (Baustoffklasse) des jeweiligen konkreten Produktes.
Mit nachwachsenden Dämmstoffen habt ihr zwar ein gutes ökologisches Gewissen, aber diese Dämmstoffe sind in der Regel normal entflammbar.
Hallo,
wir haben unlängst unser Haus mit Pavatex-Holzfaserplatten dämmen lassen. Die Handwerker haben versucht, eine der Platten anzuzünden, was ihnen schlicht nicht gelungen ist. Im Vergleich dazu ist Polystyrol dramatisch schlechter, was uns auch veranlasst hat, den Mehrpreis für dieses – auch unter biologischen und recyclingtechnischen Gesichtspunkten – unbedenkliche Material zu tragen. Ich kann die Zusammenstellung Ihrer Liste nicht nachvollziehen.
Viele Grüsse
Thomas
Dann wiederholen Sie bitte den Versuch mit einer alltäglichen Situation. Brennender voller Mülleimer oder PKW an Hauswand und schon schließt sich Pavatex der Zündhilfe sehr ergiebig zum Nachteil des Gebäudes an.
Hallo Thomas,
schade, dass du die Liste nicht nachvollziehen kannst. Der Beitrag orientiert sich an den offiziellen Baustoffklassen, denen auch die verschiedenen Baustoffe zugeordnet sind. Ich bin der Meinung, dass dies Interessierten noch am ehesten eine erste Orientierung bietet.
Die Pavatexplatten stuft der Hersteller selbst nach alter DIN mit B2 und nach DIN EN als Klasse E ein – und das heisst nun mal „normal entflammbar“. Zu Polystyrol habe ich ja gesagt, dass diese Dämmstoffe je nach Ausführung „schwer entflammbar“ oder „normal entflammbar“ sind.
Neben der offiziellen Baustoff-Klassenzuordnung spielen sicherlich auch immer, wie in eurem Fall, subjektive Eindrücke oder weitere Kriterien, die du nanntest, eine Rolle.
Uns ging es vor allem um eine Orientierunghilfe zur möglichen Brennbarkeit anhand der Baustoffklassen.
Ein informativer Beitrag zum Brandschutz, danke! Das Brandverhalten und die Rauchentwicklung bleiben meist außer Acht beim Einkauf. Aber wir wohnen in einem dicht besiedelten Stadtbezirk und haben uns eine Brandschutztür schon einmontieren lassen, um sicher in der Nacht zu schlafen, ehrlich gesagt. Die Vorliebe zu den natürlichen Dämmstoffen regt mich nun zum Nachdenken! Danke!
Interessant, dass Glaswolle nicht brennbar ist. Das haben wir nämlich in unserem Haus verbaut. Ansonsten gibt es in unserem Haus auch noch einige Brandschutztüren, also denke ich, dass wir relativ sicher sind.
Vielen Dank für den Beitrag zur Brennbarkeit von Dämmstoffen. Mein Bruder baut gerade sein erstes Einfamilienhaus und informiert sich zu Brenngefahren im Haus. Er überlegt sogar, Feuerschutztüren aus Holz zu bestellen. Gut zu wissen, dass Baustoffe in Baustoffklassen geteilt werden, welche angeben, wie Brennbar das verwendete Material ist.
Steinwolle ist sogar noch über Glaswolle anzusiedeln. Beide A1, wobei der Schmelzpunkt von Steinwolle deutlich über dem von Glaswolle liegt und Glaswolle somit Abtropfverhalten zeigt wo sich Steinwolle noch gar nicht bewegt.
Im Artikel kommt das ein wenig anders rüber.
Der grund wird der sein, das Glaswolle zwar glühend abtropft, jedoch die tropfen schnell abkühlen.
Andererseits werden Steinwollplatten mit Kunstharz als Klebstoff hergestellt, welcher eventuell abtropft, aber zumindest die Dämmung mit (Rauchentwicklung) zum glimmen bringt -> einfach mal ein Stück Steinwollmatte und Glaswollmatte (bei offenem Fenster über Waschbecken 🙂 anzünden und sehen was passiert.