Für jeden Werkstoff gibt es einen passenden Bohrer. Sie lassen sich aber nicht nur nach dem Verwendungszweck einteilen, sondern auch nach dem Herstellungsverfahren. Dabei unterscheidet man Spiralbohrer zwischen rollgewalzt und geschliffen.
Je nach Fertigungsmethode weisen sie verschiedene Unterscheidungsmerkmale und Eigenschaften auf. In diesem Blogbeitrag erklären wir euch, worin sie sich unterscheiden und für welchen Arbeitsbereich sich die Bohrwerkzeuge am Besten eignen.
Gewalzte Bohrer
Aufbau
Bei der Herstellung von rollgewalzten Spiralbohrer werden Metallrundstäbe so lange erhitzt, bis sie zu glühen beginnen. Dadurch wird das Metall weicher und formbar.
Anschließend wird der glühende Stab durch Walzen in Form gepresst. Dabei entsteht die typische Spiralform, die beim Bohren die Späne abtransportiert.
Die Spindel der rollgewalzten Bohrer sind zum Großteil durchgängig dunkelgrau bis schwarz gefärbt. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist der Übergang vom Schaft zum Spiralenanfang. Er ist nicht sehr scharfkantig, meist sogar leicht abgerundet, da die formgebenden Walzen ebenfalls rund sind.
Eigenschaften
Das Metallgefüge der rollgewalzten Bohrer wird beim Herstellvorgang kaum beschädigt, wodurch das Material leicht elastisch und vor allem strapazierfähig bleibt. Außerdem weist es eine hohe Bruchfestigkeit auf.
Der Nachteil bei dieser Fertigungsmethode ist aber, das die Walzen beim Ausformen das Werkzeug minimal verbiegen. Dadurch besitzen diese Bohrer teilweise einen schlechten Rundlauf und sind für präzise Bohrlöcher nicht optimal geeignet.
Rollgewalzte Bohrer sind jedoch in der Anschaffung kostengünstig. Sie eignen sich für alltägliche Bohrungen mit der Handbohrmaschine, wie zum Beispiel Bohrungen in Holz und Metall, da es hier nicht auf den Zehntel Millimeter ankommt.
Geschliffene Bohrer
Aufbau
Bei der Herstellung eines geschliffenen Bohrers wird die Spindel durch einen Fräser in den Metallrohling gefräst.
Man erkennt das Bohrwerkzeug oft an der silberglänzenden Innenfläche der Spirale und manchmal leichte Riefen, die durch den Fräsvorgang entstanden sind. Meist ist auch der Übergang von Schaft und Nut scharfkantig.
Um die Lebensdauer und Härte zu erhöhen, wird die Oberfläche der geschliffene Bohrer oft mit einer zusätzlichen Beschichtung überzogen. Dabei handelt es sich um:
Beschichtung | Kurzzeichen | Färbung |
---|---|---|
Titannitrid | TiN | gold |
Titanaluminiumnitrid | TiAlN, AlTiN | violett bis dunkelgrau |
Titancarbonid | TiCN | dunkelbraun |
Cobalt | Co | regenbogenfarbig |
Eigenschaften
Da geschliffene Bohrer bei ihrer Fertigung nicht verformt werden, haben sie eine lange Standzeit und hohe Präzision. Der große Nachteil ist, das die Fräsung im Schaft das Metallgitter beschädigt und das Bohrwerkzeug dadurch leichter abbrechen kann.
Aus diesem Grund werden diese Bohrer hauptsächlich in stationären Bohrmaschine eingesetzt und nur in seltenen Fällen mit Handbohrmaschinen betrieben. Damit sie unterdessen nicht überhitzen werden sie zusätzlich mit Öl gekühlt.
Zusammenfassung
Wer ein präzises Bohrloch benötigt sollte zu einem geschliffenen Bohrer greifen. Er besitzt einen großartigen Rundlauf und fertigt exakte Bohrlöcher an. Der Nachteil ist, dass er leicht bricht und sich dadurch hauptsächlich für stationäre Bohrmaschinen eignet.
Für alle anderen alltäglichen Bohrungen mit einer Handbohrmaschine reicht ein rollgewalzter Bohrer vollkommen aus. Er besitzt zwar nicht die Präzision eines geschliffenen Bohrers, ist aber wesentlich Widerstandsfähiger.
Hilfreich oder nicht? Wissenswert oder langweilig? Eure Meinung zählt. Sterne anklicken, fertig.
Hallo,
schön, dass hier auch Infos zur Beschichtung von Bohrern stehen.
Jedoch vermisse ich, welche Beschichtung wofür ist und welche der genannten Beschichtungen die längste Standzeit hat.
Gruß
(o: andreas
Hi Alex, danke für den informativen Artikel, ich hoffe, dass ich das als Frau mit meiner neuen Ständerbohrmaschine umgesetzt bekommen werden *lach LG Lisa
Hallo Alex,
vielen Dank für die interessante Beschreibung der Herstellung von Bohrern. Folgende Fragen hätte ich noch: Wie werden die Beschichtungen aufgetragen? Gibt es Informationen über die Härte der Bohrer oder welche Beschichtung sorgt für die größte Metallhärte und damit für den langlebigsten Bohrer?
Viele Grüße
Michael
Wie man doch im Baumarkt sich immer wieder über die Preise ärgert und hier nun liest, welcher Aufwand eigentlich dahinter steckt. Danke für den Artikel!
Dein Artikel gibt mehr Beratung, als die meisten Angestellten im Baumarkt 🙂
Danke, hat mich auf jeden Fall weiter gebracht :)))
Habe nen ähnlichen Blog über Bohrhammer-Themen etc. Auch Akku-Maschinen.
Wenn du willst, kannst du mal vorbei schauen 🙂
MfG
Peter Philip
Ist zwar schon älter, aber ein paar Sachen aus dem Arbeitsalltag (Werkzeugbau) möchte ich loswerden.
Rollgewalzte Bohrer sind meiner Erfahrung nach immer schlechter wenn es um die Metallbearbeitung geht. Das wird weniger am Fertigungsverfahren liegen, als an der allgemein schlechten Materialqualität. Hier gibt es z.B. HSS-G für allgemeines im Bereich Metall, HSS-Co für festere Materialien und rostfreien Stahl. Sind die Bohrer beschichtet erhöht dies zum einen die Standzeit (Haltbarkeit) und ermöglicht höhere Drehzahlen. Am verbreitetsten ist dabei die goldene TiN Beschichtung, diese soll zwar nicht für Aluminium geeignet sein, was ich selber aber nicht bestätigen kann, wenn man genug kühlt. Was aber generell immer gut ist. Dafür gibt es z.B. auch Schneidöl aus der Sprühdose. Verbreitet ist auch die grau violette TiAlN Beschichtung, diese ist noch mal hochwertiger und teurer.
Drehzahlen, bei Metall lieber zu langsam als zu schnell, und kühlen, zur Not mit Wasser oder WD40. Ein paar mm gehen so, aber wenn es tiefer gehen soll kommt man nicht drum herum. Ist der Bohrer vorne erst mal blau oder braun angelaufen ist er nicht mehr hart. Die richtige Drehzahl kann man errechnen, als grobe Richtung kann man Vc=15m/min nehmen, rechnen tut man dann n=Vc×1000÷(d×π) also 15000÷(5×3,14)=~955 Umdrehungen für einen 5mm Bohrer. Bei anderen Materialen oder Bohrern ist dann eine andere Vc zu nehmen, darüber geben zahlreiche Quellen im Netz Auskunft. Wer also bei einer bestimmten Bohrarbeit immer wieder Ärger hat sollte mal einen Blick auf die Drehzahl werfen.
Kosten, wer mal einen Bohrersatz für 5€ und einen 5mm für 5€ benutzt hat wird bestätigen das der Unterschied gewaltig ist, der teure Bohrer wird stabiler sein, länger halten und viel weniger Kraft beim bohren benötigen. Bei Holz ist das nicht sooo auffällig, bei Stahl um so mehr. Ob sich teure Bohrer lohnen muss jeder selber entscheiden, beide haben ihre Berechtigung.
Danke für die guten Erklärungen!